Heilsam Trauern
Heilsam trauern…. Was bedeutet das eigentlich?
Gibt es denn ein NICHT heilsames Trauern? Ja, das gibt es. Wenn man nach der Beerdigung sofort wieder ins Funktionieren kommt und man sich gar keine Zeit nimmt für das, was jetzt wichtig wäre.
Oder wenn noch ganz viel Ungeklärtes mit dem Verstorbenen im Raum steht und man es einfach da stehen lässt.
Auch ist es nicht heilsam, überhaupt nicht über die Trauer zu sprechen, weil man denkt, man möchte andere nicht damit belasten. Oder vielleicht auch, weil man es als Schwäche empfinden würde, anderen davon zu erzählen, wie es einem mit der Trauer so geht.
Also behält man seine Gedanken für sich und schluckt sie runter.
Dann gibt es noch Trauerfälle, über die gar nicht gesprochen werden kann. Zumindest denkt das der Trauernde. Ich erinnere mich an eine Frau in einer meiner Trauergruppen, die während ihrer Schwangerschaft von einer sehr schweren Erkrankung bzw Behinderung ihres Kindes erfahren hatte. Schweren Herzens entschloss sie sich, gemeinsam mit ihrem Mann, dieses Kind abtreiben zu lassen. Sie sagte mir damals, niemand in ihrem Dorf dürfe davon erfahren, weil es keiner verstehen und sie dafür verurteilt werden würde. Also sprach sie nie darüber.
Ein weiterer Fall ist mir gut in Erinnerung. Dabei ging es um den Tod des Expartners, der gewalttätig war. Diese Frau wusste überhaupt nicht, ob sie trotzdem trauern darf und wenn ja, wie wäre es richtig? Sie war sehr verunsichert.
Eine andere Teilnehmerin meinte, sie sei fehl am Platz in dieser Trauergruppe. Ihr Kind sei schon vor zwanzig Jahren gestorben. Sie habe niemals darüber gesprochen, weil sie dachte, sie habe gar nicht das Recht zu trauern. Es waren ja noch weitere Kinder da, um die sie sich kümmern musste. Niemand hatte ihr geholfen oder ihr gesagt, dass sie trauern darf. Und so wurde das verstorbene Kind und die tiefe Trauer der Mutter totgeschwiegen.
Was haben nun diese Fallbeispiele mit heilsamen trauern zu tun? Ganz viel! Denn alle drei hatten in der Gruppe erstmals offen und ohne Angst über ihre Trauer gesprochen. Mit jedem Treffen konnten sie sich mehr öffnen und alle stellten für sich fest, wie unfassbar befreiend es war, seine Gedanken zur Trauer mitzuteilen. Alle bekamen Rüstzeug und Ideen mit, wie sie zuhause mit ihrer Trauer weiter umgehen können. Der Grundstock für ein heilsames Trauern war gelegt.
Heilsam deshalb, weil der Trauerschmerz tiefe Wunden reißt, die nur heilen können, wenn man Trauer dasein lässt, sie annimmt, sich mit ihr beschäftigt und über sie redet.
Das Ganze fand allerdings im Rahmen einer Institution statt. Zeit und Möglichkeiten der Hilfestellung waren äußerst begrenzt. Für das, worauf es letztendlich wirklich ankommt, nämlich Unterstützung bei Trauerbewältigung UND Trauerumwandlung, war da kein Raum.
Anders ist das in einem Seminar über ein paar Tage. Was man da alles bewegen kann!!!
In unserem Seminar „Raum für Trauer“ zeigen wir Wege und Möglichkeiten auf, in ein heilsames Trauern zu gelangen.
Nächster Termin:
27.10. – 29.10.23
im Seminarhaus Stiersbach
Herzensgrüsse,
Martina